Über die Jahrhunderte spielten die Wirtshäuser und Herbergen eine besondere Rolle in St.Goar; die Zahl der Gasthäuser war stets hoch im Verhältnis zur Zahl der Einwohner. Wallfahrer, Schiffer und Händler fanden hier Quartier und Versorgung, sie waren einträgliche und gern gesehene Gäste. So schrieb der Dichter Karl Simrock: „Zieh nicht vorbei an St. Goar, der Stadt, die allzeit gastlich war.“

Viele der Gasthäuser hatten über Generationen Bestand. So gab es in der Heerstraße mehrere große Hotels, die von der Hauptstraße bis zur Uferpromenade reichten und den Gästen attraktive Rheinterrassen boten. Eines dieser traditionsreichen Hotels war der Westfalenhof, der bis 1970 an der Stelle des heutigen Stadtladens stand. Hier fanden zahlreiche gesellschaftliche Veranstaltungen, wie etwa die örtlichen Karnevalssitzungen und -bälle statt.

Der ursprüngliche Name des Hotels lautete ‚Wilder Mann‘ und stammte aus der Zeit, als hier die Halfer versorgt wurden, die mit ihren Pferden auf dem Uferpfad die Schiffe rheinaufwärts treidelten. Bei der Annäherung an das Lokal verkündete der Halfer mit Peitschenschlägen, wie viel Wein der Wirt bringen soll. Auf der Rheinseite vor dem Wirtshaus befand sich eine Haferstation für die Pferde, in der Mauer war ein Ring zum Anbringen des Schiffstaus verankert. Nach kurzer Rast und eingenommener Stärkung setzten die Treidelzüge ihre mühsame Arbeit fort.

Als mit dem Aufkommen der Dampfschiffe das Treideln überflüssig wurde, wandelten sich Publikum und Name. Zunächst in Volks-Halle umbenannt, bot das Hotel als Hotel Krauss, später dann als Westfalenhof den Rheinreisenden einen wunderbaren Blick von der Terrasse auf den Strom.