Um die Mitte des 19. Jahrhunderts werden in Biebernheim mehrere Konzessionen zum Betrieb von Ziegeleien erteilt. 1845 für Elias Buchholz im Distrikt „Lehmkaul“ und zu ähnlicher Zeit für Heinrich Herr „in der Biebernheimer Feldmark, dem sogenannten Ravelin (des Schlosses Rheinfels) südöstlich von der St Goar Pfalzfelderstraße.“ Ab 1846 betrieb Heinrich Herr auch einen eigenen Kalkofen. Das Bauunternehmen Bernhard eröffnete 1864 seine Ziegelei in Biebernheim und betrieb sie bis 1914.

Carl Debus gründete 1860 ein Baugeschäft in Biebernheim. Seine Söhne Karl und Heinrich führten es ab 1894 weiter und betrieben ab 1901 im Nebenbetrieb eine Feldbrandziegelei in der Gemarkung „Lehmkaul“. Dort errichteten sie auch Ziegeleigebäude. Nach dem Tod von Heinrich Debus im Jahr 1920 schloss die Ziegelei. Das Bauunternehmen Bernhard aus St. Goar eröffnete 1864 seine Ziegelei. in Biebernheim und betrieb sie bis 1936 oder 1938.

Ziegelherstellung

Der Arbeitsablauf der Feldbrandziegelei fügte sich gut in den Kalender der bäuerlichen Arbeit ein. Bereits im Herbst des Vorjahres wurden in den Lehmgruben Löcher ausgehoben, die sich über den Winter mit Wasser füllten, das als Vorrat für die Arbeiten diente.

Im Frühjahr vor der Heuernte begannen die eigentlichen Arbeiten. Der Lehm wurde losgeschlagen und mit Wasser vermengt, bis er die gewünschte Konsistenz hatte. Der Lehm wurde in Form gepresst und die Rohlinge in langen Bahnen zum Trocknen ausgelegt. Nach dem ersten Trockenvorgang wurden die Rohlinge aufgeschichtet. Dieser Vorgang wurde so lange wiederholt, bis die gewünschte Menge an Steinen erreicht war Die aufgeschichteten Rohlinge wurden mit Strohmatten abgedeckt und trockneten bis nach der Getreideernte. Im Spätjahr wurden die Meiler aufgeschichtet. Die Feuerkanäle wurden mit grober Steinkohle befüllt. Zwischen den einzelnen Schichten wurde feine Steinkohle eingebracht. Diese Arbeit dauerte einige Wochen, dann wurden die Feuerkanäle von der Mitte aus entzündet. Um ein gleichmäßiges Durchbrennen sicherzustellen, wurden die Feuerkanäle sowie die Fugen mit Lehm verschlossen. Es dauerte bis zu vier Wochen, bis ein solcher Meiler durchgebrannt war. Im Inneren wurden über 1000°C erreicht. Der Brennvorgang wurde ständig vom Brandmeister überwacht. Erst nachdem der Meiler vollständig abgekühlt war, wurde die äußere Lehmschicht abgetragen und die fertigen Lehmbrandziegel vom Meiler abgebaut.